Workshop Internet-Präsenz
Geschichte Internet und des WWW
- Beginn der optischen und elektronischen Nachrichtenübermittlung
- Informationstheoretische Grundlagen
- Erste Computer
- Die Idee vom Hypertext
- Die Entwicklung des ARPA-Nets
- Das Internet wird ein ziviles Netzwerk
- Das World Wide Web tritt seinen Siegeszug an
- Das Internet wächst
- Zum Schluss: das anmutige @ und das „wirkliche“ Geburtsdatum
- Links und Literatur
Beginn der elektronischen Nachrichtenübermittlung
1791 | Der Geistliche Monsieur Claude Chappé (1763–1805) erfand 1791 mit Hilfe seiner
Brüder den ersten optischen Telegrafen. Die erste Übertragung fand 1793
über 70 km von Pelletier St. Fargeau nach St. Martin du Thertre statt. In der
Folgezeit erfolgte eine intensive Nutzung des Telegrafenverkehrs in Frankreich
und in Deutschland insbesondere (natürlich) für militärische, politische und
polizeiliche Zwecke. Der Begriff Telegrafie wurde vom französischen General Moit aus den beiden griechischen Wörten telos (fern) und graphein (schreiben) gebildet. |
1820 | Der Franzose André Marie Ampère (1775–1836) entwickelte 1820 einen elektromagnetischen Telegrafen, der nach dem Nadelprinzip (zur Seite ausschlagende Nadel) arbeitete. Dies bereits ein Jahr nach der Entdeckung des Elektromagnetismus durch Professor Hans Christian Oersted (1777–1851). |
1837 | Am 4. September 1837 führte Samuel B. Morse (1791–1872) seinen ersten Telegrafe vor. Am 24. Mai 1844 telegrafiert er die erste elektronische Botschaft von Baltimore nach Washington: „What hath God wrought“. Am 20. Juni 1845 erhielt er das Patent für seinen verbesserten Telegrafen samt Morsetaste. |
1849 | Friedrich Clemens Gerke (1801–1888) entwickelte das Morsealphabet, das heute noch Gültigkeit hat. |
1855 | Erster Typenrad-Fernschreiber mit Tastatur durch David (Edward) Hughes (1831–1900) fertiggestellt. |
1858 | Erstes Transatlantikkabel zwischen Irland und Kanada. |
1861 | Philipp Reis (1834–1874) demonstrierte vor dem physikalischem Verein in Berlin die elektrische Übertragung eines Waldhornsolos. Das „Telefon“ kommt aber über den Zustand eines Kuriosums nicht hinaus. |
1863 | Giovanni Caselli (1815–1891) erhält ein Patent für ein Faxgerät namens „pantelegraph“. |
1875 | Am 2. Juni 1875 gelang es Alexander Graham Bell (1847–1922), eine elektrische Tonübertragung durchzuführen. Eine erste Sprachübertragung gelang Bell und Watson am 10. März 1876. Im Dezember desselben Jahres gelingt eine Übertragung über 200 km. |
1876 | Alexander Graham Bell meldet im Februar ein Patent auf die Erfindung des Telefons an, nur zwei Stunden später erfolgt durch Elisha Gray eine weitere Anmeldung für ein ähnliches Gerät. Bell erhält am 7. März 1876 sein Patent. |
Um 1870 |
Theoretische Voraussagen James Clerk Maxwells (1831–1879) über die Verknüpfung zeitlich veränderlicher elektrischer und magnetischer Felder und die Möglichkeit ihrer räumlichen Ausbreitung (elektromagnetische Wellen). Am 13. November 1886 konnte diese Hypothese durch Heinrich Hertz (1857–1894) mittels Funkenstrecken experimentell bewiesen werden. |
1895 | Erste drahtlose Nachrichtenübermittlungen durch mehrer Funkpioniere: 1894 Oliver Lodge (1851–1950), 1895 Alexander Stepanowitsch Popow (1859–1905), 1895 Ferdinand Schneider (1866–1955), 1896 Guglielmo Marconi (1874–1937, Marconi erhielt u.a. hierfür 1909 den Physik-Nobelpreis). |
1901 | Erste interkontinentale Funkverbindung durch Guglielmo Marconi. |
1906 | 1906 meldeten Robert von Lieben (am 4. März 1906, Patentschrift Nr. 179 807) and Lee de Forest (am 25. Oktober 1906, US-Patent 841 387) ihre Patente zu Elekronenröhren an. |
Informationstheoretische Grundlagen
1948 | Claude Shannon (1916–2001) gilt als Erfinder der modernen Informationstheorie. An den Bell Laboratories entwickelte er 1948 seine bekannteste Arbeit zum Thema „A Mathematical Theory of Communication“ (Bell System Technical Journal, Band 27, S. 379–423 und 623–656, Juli und Oktober 1948). |
Erste Computer
1934 | Seit 1934 beschäftigt sich Konrad Zuse (1910–1995) mit der Realisierung eines programmgesteuerten und frei programmierbaren Rechners in binärer Gleitpunktrechnung. Die Aufgabe von Computern formulierte er bereits 1636: Aus gegebenen Angaben nach einer Vorschrift neue Angaben bilden, was er in der Architektur seiner Rechenmaschinen Zuse Z1 bis Z4 berücksichtigte (Z1 1936–1938, Z2 1938–1940, Z3 1941, Z4 1942–1945). Der Rechner Z3 wurde vollständig mit Relais realisiert, letztere gilt der erste funktionsfähige, frei programmierbare, auf dem binären Zahlensystem (Gleitkomma) basierende Rechner der Welt. |
1939 | John Vincent Atanasoff (1903–1995) und Clifford Berry an der Iowa State Universität bauen den Digitalcomputer Atanasoff-Berry Computer. Bill Hewlett und Dave Packard gründen Hewlett-Packard. |
1947 | John Bardeen (1908–1991), William Bradford Shockley (1910–1989) und Walter Houser Brattain (1902–1987) erfinden den Transitor. Sie erhalten dafür 1956 den Physik-Nobelpreis. |
1951 | Der erste kommerzielle Computer, der Ferranti Mark 1, wird an Thomas Kilburn und Frederic Williams von der Manchester University in England ausgeliefert. Weitere neun Computer werden zwischen 1951 und 1957 verkauft. |
1956 | Die erste Festplatte, 305 RAMAC, mit der stolzen Kapazität von 5 MB erblickt bei IBM das Licht der Welt. |
1961 | Der ASCII-Standard wird bei IBM entwickelt. Maßgeblich daran beteiligt ist Bob Bemer. Er bleibt auch später Teilmenge der weiterentwickelten Standards ISO 646 und ISO 10646 (Unicode). |
1964 | Den ersten in Massenproduktion hergestellten Computer, PDP-8, gibt es von Digital Equipment Corporation. |
Die Idee vom Hypertext
1945 | Vannevar Bush (1890–1974) stellt in seinem Aufsatz „As We May Think“ (Atlantic Monthly 176 (July 1945) S. 101–108) seine hypothetische Maschine „Memex“ vor, die Eigenschaften besitzen sollte, die wir heute mit Hypertext definieren. Hypertext stellt wohl den wichtigsten Pfeiler des heutigen World Wide Webs dar. |
1965 | Theodor Nelson (1937–) prägt den Begriff Hypertext. |
1974 | Theodor Nelson (1937–) erfindet eine hyperlink-taugliche Netzwerkstruktur namens „Xanadu“. |
Die Entwicklung des ARPA-Nets
1958 | Einrichtung der Advanced Research Projects Agency, ARPA, durch das US-Verteidigungsministerium mit dem Ziel der Erforschung neuer Techniken der Kommunikation und Datenübertragung. |
1962 | Die Luftwaffe der USA beauftragt eine Reihe von Forschern mit der Konzeption eines Netzwerkes, das selbst einen Atomschlag überstehen würde. Paul Baran von der Rand Corporation stellt zwei Jahre später ein dezentrales Netzwerk vor, in dem alle Rechner direkt miteinander kommunizieren können. |
1965 | Das Pentagon startet das Projekt ARPA-Net. Thomas Marill und Lawrence Roberts richten das erste großräumige WAN zwischen dem Lincoln Lab TX-2 am MIT und dem System Development Corporation’s Q-32 in Kalifornien ein. |
1968 | Bob Tylor und J.C.R. Licklider (1915–1990) veröffentlichen ihren Aufsatz: The Computer as a Communication Device, Science and Technology, April 1968, S. 40. |
1969 | 1. September, vier US-amerikanische Forschungseinrichtungen (University of California in Los Angeles, Stanford Research Institute, die University of Utah, University of California in Santa Barbara) bilden die ersten Netzknoten im Arpanet. |
1969 | Ken Thompson von den Bell Labs entwickelt mit Dennis Ritchie und Joseph Ossanna die erste Version von UNIX auf einer DEC PDP 7. Ein Jahr später schreiben Thompson und Ritchie schreiben Unix komplett neu in der Programmiersprache C. |
1969 | Am 7. April 1969 veröffentlicht Steve Crocker die erste RFC (Request for Comments) (RFC 1). |
1969 | Am 2. September 1969 ging der erste Interface-Message-Prozessor in Betrieb, der für den Datenaustausch zwischen zwei angeschlossenen Rechnern zuständig war. |
1971 | RFC 172: File Transfer Protocol FTP. |
1971 | Der erste Mikroprozessor, Intels 4004, wird vorgestellt. Es folgen: 1972 8008; 1974 8080; 1982 286; 1985 INTEL 386 (TM), 1989 INTEL 486 (TM) mit integriertem Coprozessor; 1993 Pentium ©; 1997 Pentium II ©; 1999 Pentium III © und 2000 Pentium 4 © (siehe auch Processor Hall of Fame). |
1972 | Ray Tomlinson sendet die ersten Emails. Das Arpanet umfasst ca. 40 Hosts (Computer). |
1972 | John Postel veröffentlicht RFC 318: Telnet. |
1973 | Robert Metcalfe beschreibt die Ethernet-Spezifikation als Teil seiner Dissertation. 1979 gründet er die Firma 3Com Corporation. |
1974 | 4. Mai, Vinton Cerf und Robert Khan stellen das Transmission Control Protocol (TCP) in den IEEE Transactions on Communication vor. Zum ersten Mal wird der Begriff Internet benutzt (RFC 675, Dezember 1974). |
1976 | Zilog stellt seinen legendären Prozessor Z80 (2,5 MHz), der zum Intel 8080 aufwärtskompatibel ist, vor. Er wird auch heutzutage noch in technischen Geräten eingesetzt. |
1981 | In der RFC 791 wird das Internet-Netzwerk-Protokoll Version 4 (IPv4) spezifiziert. |
1981 | IBM veröffentlicht seinen ersten IBM Personal Computer. In den ersten vier Monaten gingen 65.000 PCs zum Stückpreis zwischen 1.500 und 4.500 $ über den Ladentisch. |
1982 | TCP und IP werden die Standard-Protokolle des Arpanet. Der Begriff „Internet“ bürgert sich ein. |
1983 | 1. Januar, das US-Militär trennt das Arpanet vom jetzt zivilen Internet. |
Das Internet wird ein ziviles Netzwerk
1983 | 1. Januar, Das Internet ist zivil. Austausch des Übertragungsprotokolls: innerhalb weniger Stunden wechselten die meisten Rechner vom veralteten NCP (Network Core Protocol) zu TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol). |
1983 | RFC 882 und 883 regeln den Domänennamendienst. |
1986 | Die Organisation RARE (Réseaux Associés pour la Recherche Européenne) wird gegründet. Ziel war es, auch in Europa ein dem Internet ähnliches Netzwerk zu schaffen. Das RARE baute aber nicht auf TCP/IP auf. |
1986 | RFC 977 definiert das Network News Transfer Protocol (NNTP). |
1988 | Jarkko Oikarinen an der University of Oulu, Finnland, schreibt ein Programm zum Internet Relay Chat (IRC). |
1989 | Deutschland, Großbritannien, Australien, Japan u.a. sind am Internet beteiligt. |
1989 | RFC 1134 spezifiziert das Point-to-Point-Protokoll zur Anbindung an das Internet über das Telefonnetz. |
1990 | Das Internet wird von der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF) gemanagt. Das Netz umfasst ca. 300.000 Hosts. |
Das World Wide Web tritt seinen Siegeszug an
1991 | Tim Berners Lee konzipiert am europäischen Kernforschungszentrum CERN das World Wide Web. Die ersten Vorschläge datieren in das Jahr 1989. |
1991 | Die berühmteste Kaffemaschine im Web: The Trojan Room Coffee Machine. Damit man nicht umsonst laufen muss. Jetzt brauchen die Mitarbeiter von Spiegel online nicht mehr umsonst laufen: Das Comeback der Trojan Room Coffee Cam. |
1993 | Der Webbrowser NCSA Mosaic Version 1.0 für X-Window-Systeme wird von Marc Andreesen und Eric Bina veröffentlicht (21. April 1993). Er erlaubte erstmals die gemischte Darstellung von Text und Bild und verhalf damit dem World Wide Web zum Durchbruch. |
1994 | Marc Andreesen und Jim Clark gründen die Mosaic Communications Corp., die später die Netscape Communications wurde. |
1995 | Jim Gosling von der Firma Sun stellt die Programmiersprache Java vor. |
1995 | JavaScript wurde von Netscape und Sun Microsystems, dem Erfinder von Java, konzipiert und Ende 1995 vorgestellt. Der erste Browser, der JavaScript interpretieren konnte, war der Netscape Navigator 2. |
1995 | Das Apache-WebServer-Projekt wird gegründet. |
1995 | RFC 1866 spezifiziert die Hypertext Markup Language (HTML), Version 2. |
1995 | RFC 1883 spezifiziert das Internetprotokoll Version 6 (IPv6). |
1996 | Das W3-Konsortium spezifiziert Cascading Style Sheet CSS 1. Zwei Jahre später wird CSS 2 spezifiziert. |
1998 | Seit 1998 entwickelt die Open-Source-Gemeinde mozilla.org den Netscape-Browser-Nachfolger Gecko. Im Jahr 2002 wurde die Version 1.0 „eingefroren“. |
1999 | Das W3-Konsortium spezifiziert HTML 4.01. |
2000 | Das W3-Konsortium spezifiziert XHTML 1.0. |
Das Internet wächst
Hosts | Arpanet: 1971: 15 Hosts (Rechner); 1972: 40 Hosts; 1974 62 Hosts; 1977 111 Hosts;
1982 200 Hosts. Internet: 1984: 1000 Hosts; 1986: 5000 Hosts; 1987: 10.000 Hosts; 1989: 100.000 Hosts; 1990: 300.000 Hosts; 1991: 600.000 Hosts; 1992: 1 Million Hosts; 1993: 3 Millionen Hosts; 1995: 4 Millionen Hosts; 1996: 9 Millionen Hosts; 1997: 16 Millionen Hosts; Anfang 2001: 100 Millionen Hosts; Anfang 2003: 170 Millionen Hosts.. |
DNS | 1997: 1 Million Domänennamen; 1998: 3 Millionen DN; 2000: 10 Millionen DN. |
+ | Personen je Internetserver in einzelnen Ländern (UNCTAD, 1998): Finnland 25; USA 50; Australien 60; Kanada 70; Niederlande 90; Singapur 125; Großbritannien 130; Deutschland 180; Israel 185; Japan 470; Brasilien 5000; China 561.000; Indien 1.200.000 (Daten von Overview of recent trends affecting Internet-based electronic commerce). |
Zum Schluss: das anmutige @ und das „wirkliche“ Geburtsdatum
600 v.Chr. |
Im antiken Griechenland werden Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt. |
1536 | La Repubblica berichtet, dass am 4. Mai 1536 der Kaufmann Francesco Lapi aus Florenz das @-Zeichen in einem Brief benutzt. |
Links und Literatur
- All About the Internet: Internet Histories (Internet Society, ISOC)
- History of the Internet and Web (Anthony Anderberg)
- Hobbes’ Internet Timeline (Robert ‚Hobbes‘ Zakon)
- Geschichte des Internet (Stephan Franke)
- Entstehung des Internet (SelfHTML)
- Die Geschichte der optischen und elektrischen Telegraphie (Holger Wess)
- Viel Glück zum Nicht-Geburtstag (Frank Patalong, Spiegel online)
- Quella chiocciola antica inventata dagli italiani (Dario Olivero, 28. Juli 2000, La Repubblica).
- L’origine della chiocciola (La Repubblica).
- Archive mit RFCs (Request for Comments)
- Cerf, Vinton G.; Kahn, Robert E.: A Protocol for Packet Network Intercommunication. IEEE Transactions on Communication, Band C-20, Nr. 5, S. 637 – 648, 5. Mai 1974.
- Borchers, Detlef; Benning, Maria; Kuri, Jürgen: Hätt ich dich heut erwartet: Das Internet hat Geburtstag - oder nicht? c’t: Magazin für Computertechnik, 1999, Heft 21, S. 128–133.
- Kornelius, Stefan: Internet: Wenn der Postmann zweimal klickt: Der Mann, der @ erfand (Ray Tomlinson). Süddeutsche Zeitung, 1999, Nr. 168, Samstag, 24. Juli 1999, S. 3.
- Borchers, Detlef: Das erste Steinchen: Happy Birthday: Der Mosaic-Browser ist zehn Jahre alt. c’t: Magazin für Computertechnik, 2003, Heft 10, S. 64.